Berlin – Der Anstieg der Firmenpleiten in Deutschland hat sich im April 2025 verlangsamt. Die Zahl der Insolvenzen wuchs im Vergleich zum Vorjahresmonat nur noch um 3,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag bekanntgab. Nach einem Anstieg von 5,7 Prozent im März und zweistelligen Zuwachsraten von Juli 2024 bis Januar 2025, zeigt sich eine Abflachung. Experten betrachten die steigende Zahl der Insolvenzen als schmerzhaft, aber notwendige Marktbereinigung, die Platz für zukunftsfähige Unternehmen schaffen soll.
Abflachung der Insolvenzen im April:
Im April 2025 stieg die Zahl der Regelinsolvenzen nur noch um 3,3 Prozent im Vergleich zum gleichen Monat im Vorjahr, was eine deutliche Verlangsamung gegenüber den 5,7 Prozent im März darstellt. Von Juli 2024 bis Januar 2025 hatten die Zuwachsraten noch im zweistelligen Bereich gelegen. Der Schnellindikator für Regelinsolvenzen, der auf den Meldungen der Plattform Insolvenzbekanntmachungen.de basiert, zeigt ebenfalls eine abnehmende Zahl. Die endgültige amtliche Statistik verwendet jedoch Daten aus den Gerichtsberichten, die aufgrund ihrer sorgfältigen Prüfung langsamer zugänglich sind.
Steigende Zahl der Insolvenzen im Februar:
Für den Monat Februar 2025 meldeten die Amtsgerichte 2.068 Unternehmensinsolvenzen, was einen Anstieg von 15,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Die Gesamtforderung der Gläubiger belief sich auf rund 9 Milliarden Euro, was fast eine Verdopplung der Forderungen im Vergleich zum Vorjahreswert von etwa 4,1 Milliarden Euro darstellt. Trotz dieser Besorgnis erregenden Zahlen sind Experten der Ansicht, dass die Insolvenzen eine notwendige Marktbereinigung darstellen, um schwächeren Unternehmen Platz für nachhaltigere und zukunftsfähigere Firmen zu schaffen.
Ursachen und Auswirkungen der Insolvenzen:
Die Gründe für die gestiegenen Insolvenzen lassen sich nicht allein auf die anhaltende wirtschaftliche Schwäche zurückführen. Extrem niedrige Zinsen in den vergangenen Jahren hatten viele Insolvenzen verhindert, erklärt das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Darüber hinaus hatten während der Corona-Pandemie staatliche Hilfsmaßnahmen schwache Unternehmen vor der Pleite bewahrt. Mit der Rückkehr zu höheren Zinsen und dem Wegfall der pandemiebedingten Stützungsmaßnahmen ab 2022 kam es jedoch zu einem Nachholeffekt bei den Insolvenzen. Diese Entwicklung ist zwar schmerzhaft, aber notwendig, so das IWH, um langfristig den Wettbewerb und die Marktstruktur zu bereinigen.
Besonders betroffen: Verkehr, Lagerei und Gastronomie:
Besonders betroffen von den Insolvenzen sind bestimmte Sektoren. In der Branche für Verkehr und Lagerei gab es 10 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen, was den höchsten Wert darstellt. Gefolgt von den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, wie etwa Zeitarbeitsfirmen, mit 9,3 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen. Auch das Gastgewerbe war stark betroffen, mit 9 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen. Diese Zahlen zeigen, dass insbesondere Branchen, die stark von wirtschaftlichen Schwankungen und strukturellen Veränderungen betroffen sind, mit einem höheren Risiko konfrontiert sind.
Marktbereinigung und Zukunftsperspektiven:
Die steigende Zahl der Insolvenzen wird von Experten als eine „notwendige Marktbereinigung“ bezeichnet. Durch den Wegfall vieler schwacher Unternehmen entstehen neue Chancen für dynamische und innovative Firmen, die sich in einer sich wandelnden Wirtschaft besser behaupten können. In diesem Kontext betonen Ökonomen, dass der Wandel in der Unternehmenslandschaft nicht nur negative Auswirkungen hat, sondern auch die Grundlage für eine gesunde Marktstruktur legt. Langfristig könnten Unternehmen, die gut aufgestellt sind, von dieser Bereinigung profitieren.
Die Verlangsamung des Anstiegs von Firmenpleiten im April ist ein positives Signal, dass die wirtschaftliche Erholung in Deutschland weiterhin Fortschritte macht. Dennoch bleibt die Herausforderung bestehen, insbesondere für Unternehmen, die sich in wirtschaftlich schwierigen Sektoren befinden. Die Marktbereinigung, die durch diese Insolvenzen angestoßen wird, könnte langfristig zu einer stabileren und nachhaltigeren Wirtschaft führen.