Im eskalierenden Handelskonflikt zwischen China und den USA hat Peking Exportbeschränkungen für seltene Erden verhängt. Dieser Schritt verschärft den laufenden Zollstreit und zieht internationale Aufmerksamkeit auf sich.
Chinas Reaktion geht über einfache Strafzölle hinaus. Das Land hat spezifische Maßnahmen ergriffen, die die Versorgung der USA mit kritischen Rohstoffen betreffen, indem es Exportkontrollen für eine Reihe seltener Erden und Magneten eingeführt hat.
Diese strategische Entscheidung zeigt, wie sehr die Vereinigten Staaten auf diese Ressourcen angewiesen sind. Ex-Präsident Trump ordnete an, dass das Handelsministerium Möglichkeiten zur Förderung der inländischen Produktion prüfen soll. Ziel ist es, die Abhängigkeit von Importen zu verringern und die Kontrolle über diese entscheidenden Materialien zurückzugewinnen.
Die Bedeutung seltener Erden im Handelskonflikt
Seltene Erden sind eine Gruppe von 17 chemisch ähnlichen Elementen, die in der Hochtechnologie unverzichtbar sind. Obwohl sie relativ häufig vorkommen, sind diese Metalle schwer zu extrahieren und zu verarbeiten. Begriffe wie Neodym, Yttrium und Europium sind vielen unbekannt, aber ihre Anwendungen sind es nicht. Neodym wird beispielsweise in starken Magneten verwendet, die in Lautsprechern, Festplatten, Elektromotoren und Triebwerken zu finden sind. Yttrium und Europium tragen zur Farbgebung in TV- und Computermonitoren bei.
„Alles, was man ein- und ausschalten kann, nutzt seltene Erden“, sagt Thomas Kruemmer, Geschäftsführer eines internationalen Handelsunternehmens. Diese Elemente sind auch in der Medizintechnik, etwa in MRT-Geräten, sowie in der Verteidigungsindustrie von entscheidender Bedeutung.
Chinas Dominanz in der globalen Versorgungskette
China hält nahezu ein Monopol auf die Gewinnung und Verarbeitung seltener Erden. Laut der Internationalen Energieagentur entfallen 61 % der globalen Förderung und 92 % der Verarbeitung auf China. Dies gibt Peking erheblichen Einfluss darauf, welche Unternehmen Zugang zu diesen kritischen Ressourcen erhalten.
Die Extraktion und Verarbeitung dieser Materialien ist kostspielig und umweltbelastend. Alle seltenen Erden enthalten radioaktive Bestandteile, was die Entsorgung erschwert. Deshalb zögern viele Länder, einschließlich der EU-Staaten, in den eigenen Abbau zu investieren. „Die Entsorgung radioaktiver Abfälle erfordert dauerhafte und sichere Lösungen, aber in der EU gibt es bisher nur temporäre Anlagen“, erklärt Kruemmer.
Chinas Vormachtstellung ist das Ergebnis langfristiger staatlicher Planung und Investitionen. Bereits 1992 erklärte Chinas damaliger Führer Deng Xiaoping: „Der Nahe Osten hat Öl, China hat seltene Erden.“ Seit den 1990er Jahren investierte China gezielt in seine Förder- und Veredelungsindustrie, oft unter niedrigen Umwelt- und Sozialstandards, was dem Land ermöglichte, internationale Wettbewerber zu unterbieten und eine dominante Stellung zu erreichen.
Pekings Exportbeschränkungen setzen die USA unter Druck
Als Reaktion auf US-Strafzölle verhängte China Exportauflagen für sieben „schwere“ seltene Erden, die besonders wichtig für militärische Technologien sind. Diese Elemente sind seltener und schwieriger zu verarbeiten als „leichte“ seltene Erden und daher wertvoller.
Seit dem 4. April benötigen alle Exporteure spezielle Lizenzen, um diese Materialien ins Ausland zu liefern. Da China Vertragsstaat des Atomwaffensperrvertrags ist, kann es den Export sogenannter „Dual-Use-Produkte“, die sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden, gezielt steuern.
Das Zentrum für Strategische und Internationale Studien warnt, dass die USA besonders verwundbar sind, da es außerhalb Chinas derzeit keine Kapazitäten zur Verarbeitung schwerer seltener Erden gibt. Zwischen 2020 und 2023 bezog die USA rund 70 % ihrer Importe aus China. Diese neuen Beschränkungen treffen die Vereinigten Staaten daher hart.
Diese Metalle sind für militärische Systeme wie Raketen, Radargeräte und Magneten unverzichtbar. Technologien wie der F-35-Kampfjet, Tomahawk-Raketen und Drohnen sind auf ihre Verfügbarkeit angewiesen.
Auswirkungen auf die US-Industrie
China holt in rasantem Tempo bei modernen Waffentechnologien auf – fünf- bis sechsmal schneller als die USA. „Die Auswirkungen auf die US-Verteidigungsindustrie werden erheblich sein“, warnt Kruemmer.
Doch die Folgen betreffen nicht nur das Militär. Auch Trumps erklärtes Ziel, die US-Industrie zu stärken, steht auf der Kippe. Hersteller rechnen mit Lieferverzögerungen und steigenden Kosten aufgrund begrenzter Vorräte.
„Hersteller erwarten Lieferverzögerungen und höhere Kosten aufgrund begrenzter Verfügbarkeit“, erklärt Dr. Harper. „Die Preise für kritische Rohstoffe dürften erheblich steigen – von Smartphones bis hin zu Militärtechnologie wird alles teurer.“
Ein anhaltender Engpass könnte die USA dazu zwingen, ihre Lieferketten zu diversifizieren und eigene Kapazitäten aufzubauen. Dies würde jedoch erhebliche Investitionen, technische Innovationen und höhere Kosten erfordern.
Trump hat bereits eine Untersuchung zu den nationalen Sicherheitsrisiken angestoßen, die durch die Abhängigkeit von ausländischen strategischen Rohstoffen entstehen. Dies könnte die Verteidigungs- und Innovationsfähigkeit der USA gefährden.
Warum produziert die USA nicht selbst?
Obwohl es in den USA aktive Bergwerke gibt, kann das Land schwere seltene Erden nicht selbstständig verarbeiten. Der Rohstoff muss weiterhin nach China geschickt werden, um verarbeitet zu werden.
Bis in die 1980er Jahre war die USA führend in der Magnetproduktion, bevor China den Markt übernahm. Der Rückzug amerikanischer Hersteller ist eine Folge der Dominanz Chinas und seiner Preisvorteile.
Trump hat Mineralienabkommen mit Ländern wie der Ukraine angestrebt, um diese Abhängigkeit zu reduzieren. Auch Grönland, das die achtgrößten Vorkommen der Welt beherbergt, rückt verstärkt in den Fokus amerikanischer Interessen.
Trump hat wiederholt betont, die autonome Region unter Kontrolle bringen zu wollen – notfalls auch mit Druck. Doch angesichts der angespannten Beziehungen ist dies ein schwieriges Unterfangen.
„Die USA stehen vor einem doppelten Problem“, sagt Dr. Harper. „Einerseits haben sie ihren Hauptlieferanten vergrault, andererseits stoßen sie auch potenzielle Partnerstaaten vor den Kopf.“