Chinas Außenhandel hat sich im April besser entwickelt als von Experten erwartet. Trotz anhaltender Spannungen mit den USA legte der Export um 8,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Die Importe sanken hingegen leicht um 0,2 Prozent. Der Handelsüberschuss lag bei rund 96 Milliarden US-Dollar.
Diese Zahlen gab die Zollbehörde der Volksrepublik am Donnerstag bekannt. Analysten hatten mit einem schwächeren Wachstum gerechnet. Besonders die Ausfuhren nach Südostasien legten zu. Die Handelsdaten lassen vermuten, dass China neue Wege gefunden hat, Handelsbarrieren zu umgehen.
Exportwachstum trotz Handelsstreit
Der Konflikt zwischen China und den USA hatte zuletzt deutlich an Schärfe zugenommen. US-Präsident Donald Trump erhöhte im April die Zölle auf chinesische Waren um 145 Prozent. Peking reagierte mit eigenen Zöllen von 125 Prozent auf US-Produkte sowie Exportkontrollen für wichtige Rohstoffe.
Trotzdem gelang es chinesischen Unternehmen, ihre Ausfuhren zu steigern. Besonders stark wuchsen die Exporte in andere asiatische Märkte: Nach Indonesien um 36,8 Prozent, nach Vietnam um 22,5 Prozent und nach Thailand um 27,9 Prozent. Fachleute vermuten, dass ein Teil der Waren indirekt in die USA gelangt, um hohe Zölle zu umgehen.
Handel mit den USA bricht ein
Der direkte Handel mit den Vereinigten Staaten erlitt jedoch deutliche Einbrüche. Die Ausfuhren in die USA sanken im April um 21 Prozent, die Einfuhren aus den USA um 13,8 Prozent. Damit ist der bilaterale Handel zwischen den beiden größten Volkswirtschaften fast zum Erliegen gekommen. Laut Berichten wurden jedoch Ausnahmen für bestimmte Hochtechnologieprodukte vereinbart.
Auswirkungen auf Deutschland und die EU
Auch für Deutschland zeigen sich erste Konsequenzen. Max Zenglein vom Berliner China-Institut Merics warnt vor geopolitischen Risiken: “Deutsche Unternehmen könnten zwischen die Fronten geraten.” Im April stiegen Chinas Exporte nach Deutschland um 20,4 Prozent. Gleichzeitig gingen die Importe aus Deutschland um 12,2 Prozent zurück.
Der Handel mit der EU insgesamt zeigt ein ähnliches Bild: Ein Plus von 8,3 Prozent bei den Ausfuhren, aber ein Rückgang der Einfuhren um 16,5 Prozent. Maximilian Butek von der Deutschen Handelskammer in Ostchina sieht darin ein Warnsignal: “Trotz positiver Zahlen bleiben deutsche Unternehmen in China vorsichtig.”
Chinas innenpolitische Herausforderungen
Neben dem Außenhandel hat Peking auch mit internen Problemen zu kämpfen. Die Wirtschaft leidet unter schwacher Binnennachfrage, hoher Jugendarbeitslosigkeit und einem Vertrauensverlust infolge der Immobilienkrise. Neue Maßnahmen sollen die Konjunktur stützen. Dazu gehören Zinssenkungen und mehr Kredite für Technologie und Dienstleistungen.
Zudem will die Regierung den Konsum fördern. Mit Programmen zum Umtausch alter Geräte oder Autos sollen neue Kaufanreize geschaffen werden. Experten sehen darin einen ersten Schritt, raten aber zu einer stärkeren Fokussierung auf den Binnenmarkt statt auf Subventionen.
Gespräche in Genf geplant
Ein Hoffnungsschimmer für Entspannung im Handelskonflikt könnte ein geplantes Treffen in Genf sein. Dort wollen sich US-Finanzminister Scott Bessent und Chinas Vize-Ministerpräsident He Lifeng am Wochenende treffen. Ziel der Gespräche ist es, Wege aus dem Zollstreit zu finden.
Für deutsche Unternehmen bleibt die Lage in China angespannt. Die Entwicklung des Handels, die Konjunkturpolitik Pekings und das geopolitische Umfeld werden in den kommenden Wochen entscheidend sein.