Das US-Cybersicherheitsunternehmen CrowdStrike kündigt den Abbau von rund 500 Stellen an, was etwa 5 % der globalen Belegschaft entspricht. Die Ankündigung kommt weniger als ein Jahr nach einem massiven IT-Ausfall, der Millionen von Computersystemen weltweit lahmlegte. Als Grund nennt das Unternehmen Effizienzgewinne durch künstliche Intelligenz (KI).
KI als Motor für Produktivität
In einem Schreiben an die Mitarbeitenden, das auch bei der US-Börsenaufsicht eingereicht wurde, betonte CEO George Kurtz, man wolle die „Kraft der KI“ nutzen, um schneller Innovationen voranzutreiben und Prozesse effizienter zu gestalten. Die KI erlaube es, Aufgaben zu automatisieren und den Personalbedarf zu senken.
„Künstliche Intelligenz steigert unsere Produktivität in allen Bereichen des Unternehmens“, so Kurtz.
Rückblick: Der globale IT-Ausfall 2024
CrowdStrike steht seit einem folgenschweren Software-Update im Jahr 2024 unter Beobachtung. Durch einen Fehler wurden weltweit über 8,5 Millionen Windows-Systeme lahmgelegt. Flughäfen, Krankenhäuser, Fernsehsender und Bezahlsysteme waren betroffen – auch in Deutschland kam es zu Ausfällen.
Trotz dieses Vorfalls und anhaltender Kritik versichert das Unternehmen, dass die aktuelle Maßnahme nicht mit dem damaligen Vorfall in Verbindung stehe.
Experten kritisieren Entscheidung
Fachleute und Wissenschaftler zeigen sich jedoch skeptisch gegenüber der Begründung. Der australische KI-Experte Prof. Toby Walsh nannte den Stellenabbau „ziemlich taktlos“ und schlug vor, das Personal stattdessen in Notfall- oder Qualitätssicherungsteams einzusetzen.
„Es wirkt, als wolle das Unternehmen ausgerechnet nach einer globalen Panne Kosten sparen – und das auf dem Rücken der Mitarbeitenden“, so Walsh.
Wirtschaftliche Lage unter Druck
Auch wirtschaftlich steht CrowdStrike nicht so stabil da, wie die Begründung vermuten lässt. Zwar erzielte das Unternehmen im März 2025 einen Umsatz von 1 Milliarde US-Dollar – ein Plus von 25 % gegenüber dem Vorjahr. Doch gleichzeitig wurde ein Verlust von 92 Millionen US-Dollar gemeldet.
Der Analyst Aaron McEwan vom Beratungsunternehmen Gartner vermutet, dass hinter der KI-Begründung ein anderes Ziel steckt:
„Unternehmen möchten Investoren zeigen, dass KI neue Möglichkeiten schafft – auch wenn viele der erwarteten Effizienzgewinne noch ausstehen.“
Laut Gartner nutzen derzeit weniger als 50 % der Mitarbeitenden KI-Tools am Arbeitsplatz. Nur 8 % setzen sie gezielt zur Steigerung der Effizienz ein.
KI als Risiko für Arbeitsplätze?
Die Diskussion um KI-bedingte Jobverluste gewinnt an Fahrt. Laut Prof. Niusha Shafiabady von der Australian Catholic University sei der Stellenabbau „eine unvermeidliche Realität“:
„Unternehmen werden nicht zögern, Arbeitsplätze zu streichen, wenn sie durch KI Geld sparen und gleichzeitig ihre Dienste verbessern können.“
Ein Bericht des Weltwirtschaftsforums (2023) stützt diese Einschätzung: In den kommenden fünf Jahren könnten sich durch Automatisierung und KI 23 % aller Arbeitsplätze weltweit verändern. Zwar könnten 69 Millionen neue Jobs entstehen – doch 83 Millionen könnten wegfallen.
Experten fordern sozialen Umgang mit KI
Trotz aller Effizienzversprechen fordern Fachleute ein verantwortungsvolleres Vorgehen. KI dürfe nicht als reine Sparmaßnahme missbraucht werden.
„Mehr Gewinn für Unternehmen, weniger Arbeit für Menschen – das ist der einfache Weg“, sagt Toby Walsh. „Doch wir sollten aus der Geschichte lernen: Fortschritt muss den Menschen dienen.“
Auch Gartner-Analyst McEwan rät Unternehmen, KI nicht zur Ersetzung, sondern zur Unterstützung von Mitarbeitenden zu nutzen – zumindest solange, wie der technologische Wandel nicht von der Gesellschaft aufgefangen werden kann.
Zwischen Technologie und Verantwortung
Der Fall CrowdStrike zeigt: Der Einsatz von KI bringt Chancen – aber auch große Herausforderungen. Unternehmen stehen in der Verantwortung, Innovationen sozial verträglich umzusetzen. Die nächsten Monate werden zeigen, ob sich die Produktivitätsversprechen der KI wirklich bewahrheiten oder ob sie vor allem ein Instrument zur Kostensenkung bleiben.