Die besten Tennisprofis der Welt fordern mehr Geld. Während Grand-Slam-Turniere Millionen verdienen, bleibt für viele Spielerinnen und Spieler wenig übrig. Nun wächst der Druck auf die Veranstalter – auch in Stuttgart.
Inmitten blitzender Porsche-Sportwagen, glänzender Pokale und schicker Lounges findet in Stuttgart eines der luxuriösesten Tennis-Turniere der Welt statt. Die Spielerinnen des WTA-Turniers genießen Extras wie Fahrten im Sportwagen und Besuche im Porsche-Museum. Doch hinter dem Glanz brodelt es: Immer mehr Tennisprofis fühlen sich unfair behandelt, wenn es um die Verteilung der Einnahmen geht.
Immer mehr Einnahmen – aber kaum höhere Preisgelder
Die vier großen Grand-Slam-Turniere – Wimbledon, US Open, French Open und Australian Open – nehmen zusammen jährlich weit über eine Milliarde Euro ein. Das Geld stammt aus Ticketverkäufen, Fernsehrechten und Sponsorenverträgen. Doch nur ein Bruchteil davon fließt in die Preisgelder der Spielerinnen und Spieler.
Die Topstars verdienen zwar Millionen. Doch die große Mehrheit auf der Tour kämpft ums Überleben. „Die Kosten für Reisen, Trainer und Physiotherapeuten steigen, aber das Preisgeld bleibt gleich“
Tennisstars machen Druck auf Turnierdirektoren
Die Stimmung kippt. Führende Spielerinnen und Spieler haben sich zusammengeschlossen. Ihre Forderung: Ein größerer Anteil der Einnahmen soll direkt an die Athleten gehen.
Besonders deutlich wird der Druck durch die Arbeit der Professional Tennis Players Association (PTPA), die unter anderem von Novak Djokovic mitgegründet wurde. Die Organisation will eine unabhängige Vertretung der Profis – ohne Einfluss von Verbänden oder Turnieren.
„Wir wollen keine Sonderbehandlung, sondern faire Bedingungen für alle“, sagte Djokovic in einem Interview. Auch viele Top-Spielerinnen der WTA-Tour, darunter Iga Swiatek und Aryna Sabalenka, unterstützen die Bewegung.
Porsche Grand Prix: Glanz und Kritik
Das Turnier in Stuttgart steht symbolisch für das Dilemma im Tennis. Es zählt zu den bestorganisierten und beliebtesten Hallenturnieren. Doch selbst hier wird deutlich: Das Preisgeld liegt 2024 bei rund 780.000 Euro – nicht einmal ein Prozent des Jahresumsatzes von Porsche.
Viele fragen sich: Warum fließt so wenig an die Spielerinnen zurück?
„Natürlich genießen wir die Extras hier“, sagte eine Teilnehmerin. „Aber am Ende geht es ums Geld. Ohne faire Bezahlung können viele von uns ihren Beruf nicht lange ausüben.“
Experten fordern Umdenken im Tennis-Business
Wirtschaftsexperten und Sportökonomen fordern seit Jahren ein neues Finanzmodell für das Profi-Tennis. Ein Ansatz: Die Einnahmen sollen transparenter aufgeteilt werden – ähnlich wie in Fußballligen oder der NBA.
„Die Grand-Slams agieren wie geschlossene Wirtschaftssysteme“, sagt der Sportwissenschaftler Tobias Staiger. „Ohne Einblick in ihre Bücher ist nicht nachvollziehbar, ob die aktuelle Verteilung fair ist.“
Auch aus der Politik kommen erste Stimmen. Im EU-Parlament diskutiert man derzeit über Arbeitnehmerrechte im Profisport. Tennis könnte hier bald eine Rolle spielen.
Tennis in der Krise? Oder am Wendepunkt?
Der Ruf nach Veränderungen ist nicht neu – doch diesmal könnte es anders laufen. Die PTPA hat in den letzten Monaten an Einfluss gewonnen, besonders bei den jüngeren Profis. Auch durch soziale Medien wird der Druck auf Verbände und Veranstalter größer.
Die Spielerinnen und Spieler sind heute besser vernetzt und organisierter als je zuvor. Viele fordern ein Mitspracherecht bei Entscheidungen über Preisgelder und Spielpläne.
„Wir lieben den Sport, aber wir wollen auch davon leben können“, sagt die Weltranglisten-28. Paula Badosa. „Das geht nur, wenn wir endlich ernst genommen werden.“
Der Showdown steht bevor
Der Streit um Geld im Tennis spitzt sich zu. Während Turniere wie der Porsche Grand Prix in Stuttgart den Glanz der Tour zeigen, stehen die Grundfragen der Gerechtigkeit im Raum. Kommt es zu einer faireren Verteilung? Oder platzt der große Traum für viele Talente?
Für den Moment ist klar: Der Druck auf die Verbände wächst. Die Stars wollen mehr als schöne Autos – sie wollen eine Zukunft im Sport.