Die Festnahme einer türkischen Doktorandin an der Tufts Universität im US-Bundesstaat Massachusetts hat sowohl in den Medien als auch unter der Universitätsgemeinschaft Empörung ausgelöst. Am vergangenen Mittwoch wurde die Studentin auf offener Straße von zivil gekleideten Beamten des Heimatschutzministeriums gestoppt und abgeführt, nachdem ihr vorgeworfen wurde, pro Hamas Stellung genommen zu haben. Die Bilder der Festnahme sorgten für Entsetzen und wurden von vielen als Einschüchterungsversuch kritisiert.
Festnahme auf dem Weg zum Fastenbrechen
Am Mittwochabend, während die Studentin zum Fastenbrechen unterwegs war, wurde sie in der Nähe ihres Apartments in Somerville von mehreren Männern in dunkler Zivilkleidung gestoppt. Laut Überwachungsaufnahmen rief die Frau um Hilfe, als sie umzingelt und abgeführt wurde. Die Szene hinterließ einen bleibenden Eindruck bei den Zeugen und löste eine Welle der Empörung aus. Massachusetts’ Justizministerin Andrea Joy Campbell erklärte, dass die Bilder der Festnahme erschreckend seien und betonte, dass es hier nicht um die öffentliche Sicherheit, sondern um Einschüchterung gehe.
Vorwürfe der Unterstützung der Hamas
Das US-Heimatschutzministerium erklärte, dass die Studentin sich öffentlich für die Hamas eingesetzt habe, eine in vielen westlichen Ländern als Terrororganisation eingestufte Gruppe. Sie habe auf sozialen Medien Posts veröffentlicht, die als Unterstützung für die Hamas interpretiert wurden. Der Anwalt der Studentin äußerte, dass er nicht wisse, wohin sie gebracht worden sei und dass er keinen Kontakt zu ihr habe.
Das Heimatschutzministerium verteidigte seine Vorgehensweise und wies darauf hin, dass ein Visum in den USA ein Privileg und kein Recht sei. Die Studentin war im Besitz eines gültigen Visums, und die Behörde erklärte, dass die Festnahme aufgrund ihrer Aktivitäten auf sozialen Medien gerechtfertigt sei.
Universitätsgemeinschaft reagiert mit Schock
Die Universität Tufts zeigte sich ebenfalls bestürzt über die Festnahme. Professoren und Kommilitonen der Studentin äußerten ihre Enttäuschung und betonten, dass sie keine führende Rolle in der Unterstützung von Terrororganisationen gespielt habe. Medienberichten zufolge war sie 2024 Mitautorin eines Artikels in einer Studentenzeitung, in dem die Universität aufgefordert wurde, den Völkermord an Palästinensern anzuerkennen und keine Investitionen in Unternehmen mit Verbindungen zu Israel zu tätigen.
Der „Boston Globe“ zitierte Bekannte der Studentin, die versicherten, dass sie keineswegs eine führende Aktivistin war. Dennoch bleibt die Frage, inwieweit ihre politischen Äußerungen und ihr Engagement in sozialen Medien Auswirkungen auf ihre rechtliche Situation in den USA haben.
Weitere Festnahmen von Studenten
Die Festnahme der Studentin an der Tufts Universität ist nicht der einzige Vorfall dieser Art. In anderen US-Universitäten, wie der Columbia University in New York und der Georgetown University in Washington, D.C., wurden ebenfalls Studenten festgenommen, denen vorgeworfen wird, die Hamas unterstützt zu haben. Besonders bekannt wurde der Fall des palästinensischen Studenten Mahmoud Khalil, der trotz seiner Greencard und unbegrenzten Aufenthaltsgenehmigung in den USA von der Regierung zur Abschiebung verurteilt wurde, nachdem ihm vorgeworfen wurde, auf dem Campus Flugblätter mit dem Hamas-Logo verteilt zu haben.
Reaktionen und Kontroversen
Die Festnahmen haben nicht nur in den betroffenen Universitäten, sondern auch in der breiteren politischen und sozialen Diskussion in den USA zu Kontroversen geführt. Kritiker werfen der Regierung vor, ihre Maßnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus auf unsichere Weise umzusetzen und dabei die Rechte von Studenten und Akademikern zu gefährden. Die zunehmenden Festnahmen ausländischer Studenten aufgrund von Äußerungen in sozialen Medien werfen Fragen zur Meinungsfreiheit und zur freien Entfaltung der Wissenschaft auf.
Die Tufts Universität hat angekündigt, die Situation weiter zu untersuchen und ihre Unterstützung für die betroffenen Studenten zu gewährleisten. Auch der Fall der türkischen Doktorandin könnte zu weiteren rechtlichen und politischen Debatten führen, insbesondere in Bezug auf die Frage, inwieweit die US-Regierung ihre Befugnisse bei der Überwachung und Festnahme von Studenten ausnutzt.
Die Festnahme der türkischen Doktorandin an der Tufts Universität hat erneut die Diskussion um die Rechte von Studenten und die Grenzen staatlicher Überwachung in den USA angestoßen. Während die Regierung betont, dass ihre Maßnahmen der nationalen Sicherheit dienen, sehen viele die Festnahmen als unverhältnismäßig und als Gefahr für die akademische Freiheit. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Fälle auf die öffentliche Meinung und die zukünftige Gesetzgebung auswirken werden.