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Technologie-Aktien: Volatilität dominiert die Märkte

by Anna Lehmann
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Technologie-Aktien: Volatilität dominiert die Märkte

Technologieaktien haben in den letzten Monaten enorme Kursbewegungen erlebt. Investoren verzeichnen sowohl dramatische Gewinne als auch plötzliche Verluste – oft ohne offensichtlichen Grund. Diese Schwankungen erinnern an frühere Branchenentwicklungen, insbesondere an die Anfangszeit der Automobilindustrie.

Der renommierte Finanzprofessor Elroy Dimson von der Universität Cambridge zieht Parallelen: Vor mehr als 100 Jahren investierten viele Anleger in Autohersteller, doch nur wenige Unternehmen überlebten. Ford und Chrysler setzten sich durch, während unzählige Konkurrenten vom Markt verschwanden. Ein ähnliches Muster zeigt sich heute in der Technologiebranche: Einige Unternehmen dominieren, während viele scheitern.

Spekulation treibt die Kurse

Technologieaktien unterliegen besonders starken Schwankungen, da ihre Bewertung oft auf Erwartungen und nicht auf realen Gewinnen basiert. Viele Tech-Firmen investieren stark in Wachstum und verzichten auf Dividenden, was sie besonders anfällig für Marktsentiment macht.

Susannah Streeter, Analystin bei Hargreaves Lansdown, erklärt: “Tech-Aktien sind stark von Zinsschwankungen abhängig. Investoren bewerten nicht den heutigen Gewinn, sondern das Potenzial der Zukunft.” Ein Rückgang der Markterwartungen kann zu massiven Kurseinbrüchen führen, während positive Nachrichten explosionsartige Kursanstiege verursachen.

Laut Professor Dimson reichen oft kleine Prognoseveränderungen, um erhebliche Kursbewegungen auszulösen. In der Dotcom-Ära führten ähnliche Mechanismen zu massiven Blasenbildungen und anschließenden Abstürzen.

Dominanz weniger Unternehmen – doch wie lange noch?

Aktuell dominieren einige wenige Tech-Riesen die US-Börse: Apple, Amazon, Microsoft, Meta, Alphabet, Nvidia und Tesla. Diese “glorreichen Sieben” verdrängten einstige Marktführer wie Compaq oder Boo, die heute kaum noch bekannt sind. Doch technologische Innovationen können die Spielregeln jederzeit ändern.

Ein aktuelles Beispiel ist der jüngste Erfolg von Chinas KI-Chatbot DeepSeek. Die Anwendung wurde zu deutlich geringeren Kosten entwickelt als vergleichbare US-Produkte. Dies löste sofort Zweifel an der amerikanischen KI-Vorherrschaft aus und führte zu Kursverlusten bei Nvidia, da das Unternehmen als führender Chiphersteller für KI-Anwendungen gilt.

Tesla kämpft ebenfalls mit Unsicherheiten: Neben der wachsenden Konkurrenz aus China haben sich einige Kunden von Elon Musk distanziert, da sie seine politische Einflussnahme kritisch sehen. Solche Faktoren können große Tech-Werte erschüttern, auch wenn ihre Kerngeschäfte stabil erscheinen.

KI: Hype oder echte Revolution?

Kaum eine Branche sorgt für so viel Spekulation wie Künstliche Intelligenz. Unternehmen behaupten, dass KI Prozesse und Gewinne revolutionieren wird. Doch Professor Dimson warnt: “1910 wusste man, was ein Auto leisten kann. Bei KI herrscht Unsicherheit.”

Investoren vertrauen oft auf kollektive Einschätzungen, doch das reicht laut Professor Robert Whaley nicht aus. Er betont, dass nur wenige KI-Firmen langfristig erfolgreich sein werden, während die Mehrheit verschwindet. Die enorme Volatilität der Tech-Aktien spiegelt diese Unsicherheit wider.

Psychologie spielt eine große Rolle

Neben wirtschaftlichen Faktoren beeinflussen psychologische Aspekte den Markt. Viele Anleger kaufen Tech-Aktien, weil sie als “Zukunftsbranchen” gelten, ohne tiefere Analysen anzustellen. Sobald ein Unternehmen in einer innovativen Technologie zurückfällt, springen Investoren ab, was zu abrupten Kursveränderungen führt.

Hypes können Kurse in die Höhe treiben, doch wenn Euphorie nachlässt, stürzen Werte ebenso schnell ab. Diese Muster zeigen sich bei vielen Technologieaktien, die oft eher auf Emotionen als auf Fundamentaldaten beruhen.

Chancen und Risiken

Tech-Aktien bieten langfristiges Potenzial, doch die hohen Schwankungen erfordern eine besonnene Anlagestrategie. Der Vergleich zur Automobilindustrie zeigt, dass nur wenige Unternehmen bestehen bleiben.

Investoren sollten sich nicht von kurzfristigen Hypes leiten lassen, sondern auf nachhaltige Geschäftsmodelle achten. Denn wie die Vergangenheit lehrt: Der Markt verzeiht keine Fehler, und nur die Stärksten werden überleben.

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