Nach neuen Angriffen von Donald Trump auf den Chef der US-Notenbank hat der Dollar an Wert verloren und die US-Aktienmärkte sind ins Minus gerutscht. In einem Social-Media-Beitrag warf der frühere US-Präsident Jerome Powell erneut schwere Fehler in der Zinspolitik vor. Zugleich lobte Trump überraschend die Europäische Zentralbank (EZB). Weltweit reagieren Anleger nervös auf die politische Einmischung in die Geldpolitik.
Trump attackiert Powell – und lobt die EZB
In seinem Beitrag schrieb Trump: „Die EZB macht ihren Job gut – sie schützt europäische Jobs. Warum versagt unsere eigene Notenbank unter Powell?“ Diese Worte sorgten an der Wall Street sofort für Unruhe. Der Leitindex Dow Jones Industrial fiel um 1,4 Prozent. Auch der S&P 500 und der Nasdaq verzeichneten deutliche Verluste.
Gleichzeitig verlor der US-Dollar an Stärke gegenüber Euro, Yen und Schweizer Franken. Devisenhändler sprechen von einem „Vertrauensverlust in die geldpolitische Unabhängigkeit der USA“.
Anleger fürchten politische Einflussnahme
Die Märkte sind besonders sensibel, wenn es um die Rolle der Notenbanken geht. Für Investoren ist es entscheidend, dass Institutionen wie die Federal Reserve (Fed) unabhängig bleiben. Die wiederholten Angriffe Trumps wecken jedoch Zweifel daran.
„Wenn Politiker anfangen, sich zu stark in geldpolitische Entscheidungen einzumischen, verlieren Investoren das Vertrauen“, erklärt Elena Kraus, Analystin bei der Deutschen Bank in New York. „Das kann zu Kapitalabflüssen und Marktverwerfungen führen.“
Zinspolitik im Fokus
Trump wirft Powell vor, mit seiner Zinspolitik die Konjunktur zu bremsen. Tatsächlich hat die Fed seit Mitte 2023 die Zinsen mehrfach erhöht, um die Inflation zu bekämpfen. Die Preise waren vor allem durch hohe Energie- und Lebensmittelkosten gestiegen. Auch der Arbeitsmarkt in den USA zeigte sich zuletzt robust – ein Argument der Fed, um eine straffe Geldpolitik beizubehalten.
Doch Trump sieht das anders. Er argumentiert, dass hohe Zinsen den Immobilienmarkt schwächen und kleine Unternehmen belasten. Besonders im Vorwahlkampf zur Präsidentschaftswahl 2024 nutzt er das Thema zur Mobilisierung seiner Anhänger.
Vergleich mit der EZB
In seinem Beitrag stellt Trump die EZB als positives Gegenbeispiel dar. Die Europäische Zentralbank hatte zuletzt zwar auch die Zinsen erhöht, zeigt sich aber im Vergleich zur Fed flexibler. EZB-Chefin Christine Lagarde betont regelmäßig die Notwendigkeit einer „ausgewogenen geldpolitischen Linie“.
Trump lobte dies ausdrücklich. „Die EZB schützt ihre Wirtschaft – warum tun wir das nicht auch?“, schrieb er.
Internationale Reaktionen
In Europa und Asien sorgten Trumps Aussagen ebenfalls für Bewegung. Der DAX in Frankfurt verlor 0,8 Prozent, der japanische Nikkei 225 schloss 1,1 Prozent im Minus. Der Euro konnte im Gegenzug zum US-Dollar deutlich zulegen – ein Zeichen, dass Investoren kurzfristig auf Europa setzen.
Politische Beobachter warnen vor einem gefährlichen Kurswechsel. James Rothman, Professor für Wirtschaftspolitik an der University of Chicago, erklärt: „Die Unabhängigkeit der Notenbank ist ein Grundpfeiler stabiler Finanzsysteme. Wenn diese angegriffen wird, gerät das System ins Wanken.“
Blick nach vorn
Die Federal Reserve hat für Anfang Mai die nächste Zinsentscheidung angekündigt. Jerome Powell betonte zuletzt mehrfach, dass man sich nicht von politischem Druck leiten lasse. Ob die Fed ihre neutrale Linie halten kann, bleibt abzuwarten.
Analysten rechnen weiterhin mit vorsichtiger Rhetorik seitens der US-Notenbank. Die Finanzmärkte bleiben jedoch anfällig. „Schon ein Tweet kann Kursbewegungen auslösen“, warnt Börsenstratege Lars Engel von HSBC Deutschland.
Donald Trumps Aussagen haben erneut Wellen an den internationalen Finanzmärkten geschlagen. Die Kritik an Notenbankchef Powell trifft einen empfindlichen Nerv – und sorgt für Unsicherheit unter Investoren. Wie die Fed reagieren wird, bleibt eine zentrale Frage für die kommenden Wochen.