Serbien befindet sich erneut im politischen Krisenmodus: Seit November 2024 gehen Menschen landesweit auf die Straße, um gegen das Regime von Präsident Aleksandar Vučić zu protestieren. Der Protest, der ursprünglich nach einem tragischen Unglück in Novi Sad begann, hat sich zu einer breiten Bewegung ausgeweitet. Der Einsturz eines Bahnhofsvordachs, bei dem 15 Menschen ums Leben kamen, löste die Welle aus, die mittlerweile in Belgrad zur größten Demonstration des Jahres führen könnte. Am kommenden Samstag erwarten die Organisatoren bis zu 100.000 Teilnehmer.
Die Protestursachen und Vučićs Taktik
Während die Proteste anhalten, versucht Vučić, die Situation zu kontrollieren. Er stellt sich als stabilisierende Figur dar, die das Land gegen die „gewaltsamen Umstürze“ der Opposition verteidigen müsse. In einer zunehmend aufgeladenen Atmosphäre warnt Vučić davor, dass seine Gegner versuchten, „massive Gewalt“ und einen Sturm auf das Parlament zu organisieren. Solche Aussagen nähren Ängste vor einem möglichen Polizeieinsatz gegen die Demonstranten, was von den Bürgern in Belgrad und international mit Besorgnis beobachtet wird.
Serbiens Nähe zu Russland und die Rolle von Putin
In dieser angespannten Situation setzt Vučić auf seine internationalen Verbindungen, insbesondere zu Russland und den USA. Nach einem Telefonat mit Kremlchef Wladimir Putin erklärte der serbische Präsident, dass es ein „gutes Gespräch“ über wichtige Themen wie Gaslieferungen und die Reaktion auf US-Sanktionen gegeben habe. Besonders in Bezug auf die geopolitischen Spannungen im Westbalkan und die Beziehungen zu Bosnien-Herzegowina scheint Vučić die Unterstützung Moskaus zu suchen. Putin, so Vučić, beobachte die Entwicklungen genau und unterstütze die legitime serbische Regierung gegen alle Versuche, die Macht zu destabilisieren.
Vučićs Beziehungen zu Donald Trump und den USA
Doch auch aus den Vereinigten Staaten kommt Unterstützung. Im März empfing Vučić Donald Trump Jr. zu Gesprächen über bilaterale Beziehungen und geplante Investitionen. Ein zentrales Projekt ist ein Immobilienvorhaben von Trumps Schwiegersohn, Jared Kushner. Das geplante Bauvorhaben in Belgrad umfasst drei 30-stöckige Hochhäuser sowie das Trump International Hotel. Auch das Gelände des einst von der NATO zerstörten Generalstabshauptquartiers der jugoslawischen Armee soll in das Projekt integriert werden, was Vučićs Nähe zu westlichen Kapitalinteressen unterstreicht.
Der wirtschaftliche Kurs Serbiens und die Unterstützung von innen
Trotz der Kritik an Vučićs Herrschaft gibt es eine starke Unterstützung innerhalb des Landes. Besonders ältere Bürger und Landbewohner sehen in ihm eine Quelle der Stabilität und Sicherheit. Die Wirtschaftsprognosen für Serbien bleiben relativ positiv, und Vučićs Fähigkeit, internationale Partnerschaften zu schmieden, wird von vielen als Garant für weiteres Wachstum und wirtschaftliche Entwicklung betrachtet. Die Kombination aus russischer Unterstützung und westlichen Investitionen könnte Serbien in den kommenden Jahren stabilisieren – zumindest aus Vučićs Sicht.
Fazit: Serbien zwischen Ost und West
Die serbische Politik unter Aleksandar Vučić bleibt von einer komplexen Gemengelage internationaler Beziehungen geprägt. Während die Proteste im Land nicht abflauen und die politische Unsicherheit wächst, scheint der Präsident seinen Kurs zu festigen, indem er sowohl auf Unterstützung aus Moskau als auch aus Washington setzt. Der Ausgang der anstehenden Proteste und die politischen Entwicklungen in Serbien bleiben daher weiterhin ungewiss, doch Vučić zeigt sich entschlossen, die Kontrolle zu behalten – sowohl innenpolitisch als auch in seinen internationalen Beziehungen.
Bildquelle: vijesti.me