Europa hat vor großen Herausforderungen zu bestehen, und Deep-Tech-Start-ups könnten entscheidend dazu beitragen, diese zu bewältigen. Laut McKinsey-Analysen erfordert es jedoch eine klare Strategie, um das Potenzial dieser Unternehmen voll auszuschöpfen. Deep-Tech-Innovationen, wie etwa fortschrittliche Quantencomputer und nachhaltige Raumfahrttechnologien, bieten Europa die Chance, in zukunftsweisenden Technologien an die Spitze zu rücken. Ein besonderer Fokus liegt auf den Gründungsteams, die wissenschaftliche Durchbrüche in marktfähige Lösungen verwandeln.
Europa auf dem Weg zur Deep-Tech-Weltmacht
Europa steht vor der Herausforderung, globale technologische Spitzenreiter zu werden. In den letzten Jahren konnte der Kontinent den Boom von verbraucherorientierten Tech-Innovationen, insbesondere in den Bereichen der sozialen Medien und Unterhaltung, nur schwer mit den USA und China mithalten. Doch mit dem Aufkommen von Deep Tech bietet sich Europa eine neue Chance, die technologische Führung zu übernehmen. Deep-Tech-Start-ups setzen auf komplexe Technologien wie Quantencomputing, Künstliche Intelligenz (KI) und Raumfahrt, die nicht nur enorme Potenziale für den Markt bieten, sondern auch weltweit dringende Probleme lösen können.
„Wir brauchen in Europa dringend mehr solcher Deep-Tech-Ansätze – sie können nicht nur weltweite Herausforderungen lösen, sondern auch unsere Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern“, sagt Markus Berger-de León, Senior Partner bei McKinsey.
Die diesjährige Ausgabe des Digitalpreises „The Spark“, den McKinsey gemeinsam mit dem Handelsblatt vergibt, fokussiert sich genau auf solche Start-ups. Gesucht werden visionäre Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, deren innovative Lösungen das Potenzial haben, die großen Herausforderungen unserer Zeit zu lösen.
Welche Technologien sind entscheidend für den Erfolg?
Deep-Tech-Unternehmen arbeiten an Lösungen in acht Schlüsseltechnologien: Quantencomputing, KI, neue Energietechnologien, Raumfahrt, Robotik, Biotechnologie, neue Materialien und Verteidigungstechnologien. Während Europa den Wettbewerb um die consumer-oriented Tech-Innovationen großteils verloren hat, eröffnet der Deep-Tech-Sektor nun eine einzigartige Gelegenheit für den Kontinent, global führend zu werden.
Diese Unternehmen benötigen jedoch oftmals Jahre der Forschung und massive Investitionen, bevor ihre Produkte marktreif sind. „Die Renditechancen in Deep-Tech sind außergewöhnlich. Diese Unternehmen erfordern zwar hohe Anfangsinvestitionen und eine langfristige Perspektive, bieten aber bei einer erfolgreichen Skalierung gigantische Marktpotenziale“, erklärt Berger-de León.
Ein Blick auf erfolgreiche Deep-Tech-Start-ups
Ein herausragendes Beispiel aus dem Deep-Tech-Sektor ist Isar Aerospace, ein Münchener Start-up, das an kostengünstigen, flexiblen Trägerraketen arbeitet. Diese Raketen sollen es Europa ermöglichen, Satelliten eigenständig in den Orbit zu bringen und somit eine unabhängige europäische Raumfahrtinfrastruktur zu schaffen. Fortschritte in der Antriebstechnologie und Fertigungstechniken sollen den Zugang zum Weltraum effizienter gestalten und die Raumfahrt revolutionieren.
Ein weiteres vielversprechendes Unternehmen ist Cylib, das sich auf das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien spezialisiert. Die Firma baut eine Industrieanlage in Dormagen, die ab 2027 jährlich etwa 30.000 Tonnen Altbatterien recyceln soll, was die Umwelt entlasten und wertvolle Rohstoffe zurückgewinnen wird.
Finanzierungsherausforderungen für Deep-Tech-Start-ups
Trotz solcher innovativen Ansätze haben viele europäische Deep-Tech-Start-ups mit einem erheblichen Problem zu kämpfen: dem Mangel an Kapital. „Der lange Zeithorizont bis zur Kommerzialisierung, die kapitalintensive Forschung und das hohe technologische Risiko schrecken viele klassische europäische Wagniskapitalgeber ab“, erklärt Tobias Henz, McKinsey-Partner und Experte für Start-up-Ökosysteme.
Oftmals sind die Mittel, die für die Entwicklung solcher Technologien notwendig sind, schlichtweg zu hoch für die meisten europäischen Investoren. Infolgedessen finden viele europäische Deep-Tech-Firmen ihre Finanzierung nicht im eigenen Land, sondern werden von nicht-europäischen Investoren unterstützt.
„Die Skalierung in Deep Tech ist zwar herausfordernd, aber wenn sie gelingt, sind die Märkte riesig“, so Henz weiter. Das zeigt sich in den beeindruckenden Netto-Renditen, die europäische Deep-Tech-Fonds in den letzten Jahren erzielt haben. Mit einer durchschnittlichen Rendite von 16 Prozent haben sie klassische Tech-Fonds weit übertroffen.
Die Zukunft von Deep Tech in Europa
Die europäische Deep-Tech-Szene hat das Potenzial, die Technologiewelt nachhaltig zu prägen. Der Schlüssel zu einer führenden Rolle liegt in der Förderung von Innovationen und der Schaffung eines geeigneten Investitionsklimas. Es ist entscheidend, dass Europa seine Stärken in Forschung und Technologie nutzt, um diese Branche voranzutreiben und seine Wettbewerbsfähigkeit auf lange Sicht zu sichern.
Für Investoren bieten Deep-Tech-Unternehmen außergewöhnliche Chancen, wenn es ihnen gelingt, die Herausforderungen der Skalierung zu meistern. Doch damit dies gelingt, müssen sowohl Unternehmen als auch politische Entscheidungsträger die richtigen Weichen stellen und in die vielversprechendsten Technologien investieren.