Seit 30 Monaten sinken die Produzentenpreise in China. Im März 2025 gab die chinesische Statistikbehörde NBS bekannt, dass die Produzentenpreise im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozent gesenkt wurden. Auch die Verbraucherpreise verzeichneten einen Rückgang von 0,1 Prozent. Der fortschreitende Handelskonflikt zwischen China und den USA trägt maßgeblich zu dieser Entwicklung bei, da die US-Zölle auf chinesische Produkte das Deflationsproblem weiter verschärfen.
Steigende Zölle verschärfen Überkapazitäten in China
Die immer höheren Zölle der USA auf chinesische Exporte belasten die chinesische Industrie zunehmend. Der wichtigste Absatzmarkt für chinesische Produkte, die USA, wird durch die hohen Zölle de facto unattraktiv. „Die US-Zölle verschärfen das Problem der Überkapazitäten und führen wahrscheinlich zu weiterem Preiswettbewerb“, erklärte Lynn Song, Chefvolkswirt der niederländischen Bank ING. Exporteure, die bislang ihre Produkte erfolgreich in den USA verkauft haben, stehen nun unter Druck, neue Märkte zu finden. Doch die wachsenden Überkapazitäten machen es schwieriger, die Produktionskapazitäten zu reduzieren und zu stabilen Preisen zu verkaufen.
Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft
Fallen die Preise weiter, könnte dies langfristig negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum Chinas haben. Ökonomen warnen, dass fallende Preise volkswirtschaftlich gefährlicher sein könnten als Inflation. Sinkende Preise führen dazu, dass Unternehmen und Verbraucher Investitionen aufschieben, was das Wirtschaftswachstum zusätzlich schwächt. Im vergangenen Jahr wuchs Chinas Wirtschaft offiziell um 5 Prozent, was bereits unter den Erwartungen lag. Experten bezweifeln jedoch oft die Genauigkeit dieser offiziellen Wachstumszahlen.
Für 2025 hat die chinesische Regierung ein Wachstumsziel von rund 5 Prozent festgelegt. Angesichts des eskalierenden Zollstreits mit den USA scheint es jedoch zunehmend unwahrscheinlich, dieses Ziel zu erreichen. US-Präsident Donald Trump kündigte kürzlich Zölle von 125 Prozent auf chinesische Importe an. China reagierte darauf mit eigenen Zollerhöhungen von 84 Prozent auf US-Produkte. Fachleute befürchten, dass ein anhaltender Handelskrieg das chinesische Wirtschaftswachstum erheblich bremsen könnte.
Rekordexporte in die USA, aber hohe Zölle machen den Markt unattraktiv
Im Jahr 2024 erlebte China einen Anstieg seiner Exporte in die USA auf ein Rekordniveau von fast 252 Milliarden US-Dollar. Doch die jüngsten Zölle könnten diese Entwicklung stoppen. Berichten zufolge haben chinesische Unternehmen angesichts der Unsicherheit bereits begonnen, ihre Exporte in die USA zu drosseln. In anderen Ländern wächst nun die Sorge vor einer möglichen Exportschwemme aus China, da die chinesischen Hersteller versuchen, neue Märkte zu erschließen.
Analysten der Ratingagentur S&P warnen, dass die Gewinnspannen vieler Massenexportgüter wie Computerteile, Smartphones und Spielzeug auf rund 30 Prozent geschätzt werden. Bei Bekleidung liegt die Marge bei rund 37 Prozent. Diese Produkte könnten durch die hohen Zölle erheblich weniger rentabel werden, was die Exportwirtschaft weiter belastet.
Krise der chinesischen Industrie
Die chinesische Industrie kämpft seit Jahren mit Überkapazitäten und sinkenden Gewinnen. Aufgrund der schwachen Nachfrage auf dem heimischen Markt, die seit der Coronapandemie anhält, hat die Produktion das Angebot weit überschritten. Um ihre Waren absetzen zu können, müssen die Unternehmen nun mit hohen Rabatten arbeiten. Dieser Preiskampf hat dazu geführt, dass viele Unternehmen kaum noch Geld verdienen. Die Industriegewinne sind seit über drei Jahren rückläufig.
Ein besonders schwieriger Faktor ist die Abschottung eines der wichtigsten Exportmärkte – der USA. Die Zölle auf chinesische Produkte führen dazu, dass viele Firmen auf dem US-Markt kaum noch wettbewerbsfähig sind. Das gesamte Wirtschaftsklima wird dadurch weiter destabilisiert.
Mögliche Preiserhöhungen für Schweinefleisch
Eine Ausnahme von dieser negativen Entwicklung könnte der Lebensmittelbereich sein. ING-Experte Song erklärte, dass die chinesischen Gegenzölle auf US-Agrarimporte zu höheren Preisen führen könnten. Besonders der Preis für Schweinefleisch könnte steigen, da dieser historisch stark auf Veränderungen bei den US-Sojabohnenimporten reagiert. Schweinefleisch ist eine der wichtigsten Zutaten der chinesischen Küche, und Verbraucher reagieren empfindlich auf Preiserhöhungen. Bereits im letzten Monat stieg der Preis für Schweinefleisch um 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Der eskalierende Zollstreit zwischen China und den USA hat gravierende Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft. Die wachsenden Überkapazitäten und der Druck auf die Exportmärkte verschärfen das Deflationsproblem und belasten die Industrie. Der Preiswettbewerb wird zunehmend intensiver, und die Fähigkeit der Unternehmen, wettbewerbsfähig zu bleiben, steht auf dem Spiel. Ein dauerhafter Handelskrieg könnte das Wachstum Chinas erheblich bremsen und langfristige Auswirkungen auf die weltwirtschaftliche Stabilität haben.