Der bekannte Extremkletterer Alexander Huber hat in einem Interview offen über sein Leben, die Herausforderungen beim Free-Solo-Klettern und den Umgang mit Angst gesprochen. Ein Hirntumor veränderte sein Leben grundlegend – doch er blieb dem Fels treu.
Der deutsche Spitzenkletterer Alexander Huber, weltweit bekannt für seine waghalsigen Free-Solo-Begehungen, hat in einem aktuellen Interview über die tiefgreifenden Veränderungen in seinem Leben gesprochen. Besonders ein Ereignis stellte alles in Frage: die Diagnose Hirntumor. Huber überlebte – und fand neue Perspektiven. Für ihn sei Angst kein Feind, sondern ein Schutzmechanismus: „Angst ist meine Versicherung“, sagt er.
Vom Tumor zur Klarheit: Lebenskrise als Wendepunkt
Der Schock kam unerwartet. Bei einer medizinischen Untersuchung wurde bei Huber ein gutartiger Hirntumor entdeckt. „Das war ein Moment, in dem alles stillstand“, berichtet er. Für jemanden, der in extremer Höhe ohne Sicherung unterwegs ist, bedeutet eine solche Diagnose weit mehr als nur gesundheitliche Sorgen – sie betrifft das Selbstverständnis als Athlet.
Die Behandlung verlief erfolgreich. Doch sie ließ Huber innehalten. Der Tumor sei zwar nicht bösartig gewesen, doch „es hätte anders kommen können“, so der 56-Jährige. Diese Erfahrung habe ihn gelehrt, das Leben noch bewusster zu leben. „Man überlebt nicht zufällig“, betont er.
Free Solo: Das Spiel mit der absoluten Grenze
Alexander Huber ist berühmt für das Klettern ohne Seil und Sicherung. Diese Form des Kletterns, das sogenannte „Free Solo“, erfordert nicht nur körperliche Höchstleistung, sondern auch vollkommene mentale Kontrolle. Fehler sind nicht erlaubt.
„Beim Free Solo geht es nicht darum, sich zu beweisen. Es geht darum, zu wissen, wann man aufhört“, erklärt Huber. Es sei ein ständiges Abwägen. Nur wer seine eigenen Grenzen genau kenne und ihnen mit Respekt begegne, habe in dieser Disziplin eine Chance.
Der Schlüssel zum Erfolg sei daher nicht Mut, sondern Angst. „Die Angst sagt dir, wann du aufhören musst“, so Huber. Wer sie verdränge, riskiere sein Leben.
Risiko und Sicherheit: Ein Balanceakt
Immer wieder wurde Huber gefragt, warum er sich freiwillig einer so großen Gefahr aussetzt. Seine Antwort: „Ich nehme kein größeres Risiko in Kauf, als ich verantworten kann.“ Die Vorbereitung sei akribisch, jeder Schritt am Fels genau geplant. Spontane Aktionen? Undenkbar.
„Man denkt oft, dass wir verrückte Sachen machen. Aber in Wahrheit arbeiten wir sehr präzise“, erklärt er. Die wichtigste Fähigkeit sei nicht Kraft oder Ausdauer – sondern Urteilsvermögen.
Alexander Huber und die Kraft der Natur
Neben der körperlichen Herausforderung ist es vor allem die Nähe zur Natur, die Huber motiviert. „In der Wand bist du allein, aber auch ganz bei dir“, sagt er. Diese Einsamkeit sei keine Belastung, sondern eine Befreiung.
Die Kletterlegende lebt heute in Berchtesgaden und ist weiterhin aktiv, auch wenn er bei Free-Solo-Touren vorsichtiger geworden ist. „Ich muss heute nicht mehr alles beweisen“, so Huber. Sein Fokus liegt auf der Weitergabe seiner Erfahrungen – als Buchautor, Vortragsredner und Bergbotschafter.
Erfahrungen weitergeben: Der Blick in die Zukunft
Alexander Huber hat bereits mehrere Bücher geschrieben und gibt regelmäßig Vorträge zu den Themen Risiko, Motivation und mentale Stärke. Seine Lebensgeschichte zeigt, wie eng Erfolg und Scheitern, Angst und Mut, Risiko und Kontrolle beieinander liegen.
„Ich habe gelernt, dass man nicht gegen die Angst kämpfen muss“, sagt er zum Abschluss. „Man muss sie verstehen. Dann kann man mit ihr leben – und über sich hinauswachsen.“
Alexander Hubers Geschichte ist mehr als die eines Extremkletterers. Es ist die Geschichte eines Mannes, der seine Ängste akzeptiert und nutzt – und der auch in der Krise seine Linie behält.